Die redaktionelle Phase bildet nach Baumert den Abschluss des journalistischen Berufsbildungsprozesses. Die korrespondierenden und schriftstellerischen Leistungen verschmolzen zu einer redaktionellen Tätigkeit. Der redaktionelle Journalismus wurde auch durch die Aufhebung der Zensur im Jahre 1848 befördert. Bald wurde auch der Verband der deutschen Journalistenvereine gegründet. Der Journalismus wurde zu einer Profession.
Eine Vielzahl von Aspekten förderte diese Entwicklung und machte sie notwendig. Der allgemeine Nachrichtenbedarf stieg, es entstand ein Bedarf an ausführlicher Lokalberichterstattung durch das Wachstum der Gemeinden bis hin zur Urbanisierung. Auch gab es durch öffentliche Parlamentssitzungen und Gerichtsverhandlungen mehr Nachrichtenmaterial, über das berichtet werden konnte. Ähnliches gilt für die aufkommende Parteienbewegung. In der Öffentlichkeit entstand ein Interesse am internationalen Geschehen, Wirtschaft und Kultur, das befriedigt werden musste. Es wurde nicht nur die Zensur aufgehoben, sondern auch das staatliche Anzeigenmonopol. Es stand also äußerst günstig um die Fortentwicklung und Verbreitung des professionellen Journalismus.
Mit mehr Aufgaben betraut und mit mehr Informationsquellen ausgestattet, änderte sich auch die Arbeitsweise der Journalisten. In der Phase begann die eigentliche redaktionelle Tätigkeit: Informationsbeschaffung, -sichtung, -prüfung sowie das Ergänzen der Informationen und das verständliche Darstellen oft komplexer Sachverhalte. Die Inhalte der Zeitung mussten an das Verständnis der Leserschaft angepasst werden. Das Bildungsniveau sank mit Erweiterung des Leserkreises. Aus diesem Grund musste auch das Spektrum der Berichterstattung erweitert werden. Es entstanden Korrespondentenbüros. Durch Massenproduktion und Inserate setzte ein kostendeckendes Arbeiten ein.
Zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kristallisierten sich drei Zeitungstypen heraus:
Neben der Verbreitung redaktioneller Inhalte und dem steigenden Interesse daran, entwickelte sich auch ein wissenschaftliches Interesse am Journalismus und seiner Bedeutung für die Gesellschaft. Der deutsche Soziologe Max Weber erkannte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts den Doppelcharakter der Presse, begründet in ihrem Auftreten auf zwei Märkten. Karl Bücher gründete 1916 in Leipzig das Institut für Zeitungskunde. Bücher vertrat die Auffassung, dass der redaktionelle Anteil einer Zeitung der Gewinnabsicht untergeordnet sei. Außerdem habe das Ansehen des Journalismus als freien Beruf einen illusionären Charakter.