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digital-divide-hausarbeit [2017/10/23 17:36] ericdigital-divide-hausarbeit [2021/11/12 14:20] (aktuell) carsten
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 ====== Ebenen der Digitalen Spaltung ====== ====== Ebenen der Digitalen Spaltung ======
  
-Die Ungenauigkeit des Begriffs spiegelt sich auch im Kontext seiner Verwendung wieder. Die Digitale Spaltung tritt nicht nur auf nationaler, sondern auch auf transnationaler und globaler Ebene auf. Sogar eine Spaltung zwischen Stadt- und Landbevölkerung wurde nachgewiesen (Jäckel/Lenz/Zillien 2005).Abstrahiert lassen sich zwei Ebenenausmachen: die der globalen Digitalen Spaltung sowie der sozialen Digitalen Spaltung.+Die Ungenauigkeit des Begriffs spiegelt sich auch im Kontext seiner Verwendung wieder. Die Digitale Spaltung tritt nicht nur auf nationaler, sondern auch auf transnationaler und globaler Ebene auf. Sogar eine Spaltung zwischen Stadt- und Landbevölkerung wurde nachgewiesen (Jäckel/Lenz/Zillien 2005).Abstrahiert lassen sich zwei Ebenen ausmachen: die der globalen Digitalen Spaltung sowie der sozialen Digitalen Spaltung.
  
 ===== Globale Digitale Spaltung ===== ===== Globale Digitale Spaltung =====
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 Die Wissenskluftforschung entwickelte zwei Paradigmen. Das Paradigma der Defizit-hypothese sieht die unterschiedliche Nutzung von Medien als eine Ausprägung der sozialen Ungleichheit, als Abbild gesellschaftlicher Unterschiede in der Mediennutzung. Die Differenzhypothese dagegen bezieht sich nicht auf ein anzustrebendes Wissensniveau, sondern betrachtet die Mediennutzung unter dem Aspekt der „Lebensdienlichkeit des Wissens“ (Bonfadelli 1988: 148). Wissen, das nicht unmittelbar Teil des Lebensalltags der Menschen sei, so die Hypothese, sei lebensfremd. In Annahme der Differenzhypothese entsteht also eine Wissenskluft erst durch das Design einer Studie, die Fragen stellt, die keinen Bezug zum Alltag der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben. Dabei geht es vor allem um Fragen der Themenbereiche Politik und Wirtschaft. Es ist umstritten, inwieweit sich die Annahme der Differenzhypothese, dass politische Bildung für niedrigere Schichten von geringerer Relevanz ist als für höhere Schichten, halten lässt oder dieser Standpunkt von elitär-pejorativer Natur ist. Die Differenztheorie sieht kein gesellschaftliches Problem, „wenn nur eine besonders gebildete und kompetente Elite informiert ist und am gesellschaftlichen Meinungs- und Willensbildungsprozess partizipiert“ (Wirth 1997: 35). Die Defizittheorie dagegen sieht in unterschiedlicher Mediennutzung eine soziale Ungleichheit, die alte Ungleichheiten festigt und neue schafft. Die Wissenskluftforschung entwickelte zwei Paradigmen. Das Paradigma der Defizit-hypothese sieht die unterschiedliche Nutzung von Medien als eine Ausprägung der sozialen Ungleichheit, als Abbild gesellschaftlicher Unterschiede in der Mediennutzung. Die Differenzhypothese dagegen bezieht sich nicht auf ein anzustrebendes Wissensniveau, sondern betrachtet die Mediennutzung unter dem Aspekt der „Lebensdienlichkeit des Wissens“ (Bonfadelli 1988: 148). Wissen, das nicht unmittelbar Teil des Lebensalltags der Menschen sei, so die Hypothese, sei lebensfremd. In Annahme der Differenzhypothese entsteht also eine Wissenskluft erst durch das Design einer Studie, die Fragen stellt, die keinen Bezug zum Alltag der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben. Dabei geht es vor allem um Fragen der Themenbereiche Politik und Wirtschaft. Es ist umstritten, inwieweit sich die Annahme der Differenzhypothese, dass politische Bildung für niedrigere Schichten von geringerer Relevanz ist als für höhere Schichten, halten lässt oder dieser Standpunkt von elitär-pejorativer Natur ist. Die Differenztheorie sieht kein gesellschaftliches Problem, „wenn nur eine besonders gebildete und kompetente Elite informiert ist und am gesellschaftlichen Meinungs- und Willensbildungsprozess partizipiert“ (Wirth 1997: 35). Die Defizittheorie dagegen sieht in unterschiedlicher Mediennutzung eine soziale Ungleichheit, die alte Ungleichheiten festigt und neue schafft.
  
-Dieser Annahme ist auch der Forschung zur Digitalen Spaltung zu eigen (Marr/Zillien 2010: 261). Bedingt durch die Digitalisierung erfuhr die Wissenskluftforschung eine Renaissance in der Digital-Divide-Forschung, die auf Erkenntnisse der Wissens-kluftforschung zurückgreift.+Dieser Annahme ist auch der Forschung zur Digitalen Spaltung zu eigen (Marr/Zillien 2010: 261). Bedingt durch die Digitalisierung erfuhr die Wissenskluftforschung eine Renaissance in der Digital-Divide-Forschung, die auf Erkenntnisse der Wissenskluftforschung zurückgreift.
  
 ===== Das Forschungsgebiet ===== ===== Das Forschungsgebiet =====
  
-Das Forschungsgebiet der Digitalen Spaltung ist klar interdisziplinär aufgestellt. In der für diese Arbeit verwendeten Literatur sind 14 Wissenschaftsdisziplinen vertreten. Am häufigsten vertreten sind die Soziologie, die Politikwissenschaft, die Medien-wissenschaft und die Informatik. Beforscht wird das Thema allerdings auch in anderen Bereichen wie der Erziehungswissenschaft, der Bibliothekswissenschaft, den Kulturwissenschaften oder der Moraltheologie. Grob lässt sich die Forschung zur Digitalen Spaltung also in den Medien- und Sozialwissenschaften verorten. +Das Forschungsgebiet der Digitalen Spaltung ist klar interdisziplinär aufgestellt. In der für diese Arbeit verwendeten Literatur sind 14 Wissenschaftsdisziplinen vertreten. Am häufigsten vertreten sind die Soziologie, die Politikwissenschaft, die Medienwissenschaft und die Informatik. Beforscht wird das Thema allerdings auch in anderen Bereichen wie der Erziehungswissenschaft, der Bibliothekswissenschaft, den Kulturwissenschaften oder der Moraltheologie. Grob lässt sich die Forschung zur Digitalen Spaltung also in den Medien- und Sozialwissenschaften verorten. 
  
 Betrachtet man die chronologische Abfolge der Arbeit an der Digitalen Forschung, lassen sich drei zeitlichen Abschnitte erkennen: die Zugangs-, Nutzungs- und Wirkungsforschung (Marr/Zillien 2010: 263). Diese Forschungszweige bauen inhaltlich aufeinander auf. Betrachtet man die chronologische Abfolge der Arbeit an der Digitalen Forschung, lassen sich drei zeitlichen Abschnitte erkennen: die Zugangs-, Nutzungs- und Wirkungsforschung (Marr/Zillien 2010: 263). Diese Forschungszweige bauen inhaltlich aufeinander auf.
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   - Die Diffusionsraten verschiedener gesellschaftlicher Schichten   - Die Diffusionsraten verschiedener gesellschaftlicher Schichten
   - Die strukturellen und individuellen Gründe für die Nichtnutzung des Internets   - Die strukturellen und individuellen Gründe für die Nichtnutzung des Internets
-Dabei werden bei 1) und 2) vornehmlich quantitative Methoden angewandt, um die Unterschiede der Internetdiffusion zu ermitteln. Ergebnis ist oft eine dichotome Unterscheidung von On- und Offlinern (Zillien/Haufs-Brusberg 2014: 81). Dabei wird – je nach Studie – das „Onliner-Sein“ und das „Offliner-Sein“ unterschiedlich definiert. Damit ist die Operationalisierung eines der größten Probleme der Zugangsforschung.(( Siehe dazu auch Kapitel 5.1Uneinheitliche Operationalisierung. ))+Dabei werden bei 1) und 2) vornehmlich quantitative Methoden angewandt, um die Unterschiede der Internetdiffusion zu ermitteln. Ergebnis ist oft eine dichotome Unterscheidung von On- und Offlinern (Zillien/Haufs-Brusberg 2014: 81). Dabei wird – je nach Studie – das „Onliner-Sein“ und das „Offliner-Sein“ unterschiedlich definiert. Damit ist die [[Operationalisierung]] eines der größten Probleme der Zugangsforschung.(( Siehe dazu auch Kapitel 5.1Uneinheitliche Operationalisierung. ))
  
 Die Nutzungsforschung betrachtet digitale Ungleichheiten differenzierter. Sie behebt den Mangel der rein binären Betrachtung von Nutzern und Nichtnutzern. Dabei untersucht sie insbesondere Unterschiede der Techniknutzung, der Nutzungskompetenz(( Aktuelle Zahlen zeigen, dass der Blick auf die Variationen der Nutzungskompetenzen über verschiedene gesellschaftliche Schichten notwendig ist: Im D21-Digital-Index 2016 werden für Personen mit niedrigem Bildungsstand 40 Punkte in der Kompetenz ausgewiesen, für Personen mit hoher Bildung 63 Punkte (D21-Digital-Index 2016 2016: 27). )) sowie die Art der genutzten Inhalte. Die Ungleichheit in der Fähigkeit zur effizienten Nutzung der Technologie Internet trotz gleicher oder ähnlicher Zugangsmöglichkeiten bezeichnet Eszter Hargittai als //Second-Level Digital Divide//, also als Digitale Spaltung der zweiten Ebene (2002). Eine Studie Hargittais kam zu dem Ergebnis, dass das Alter einer der entscheidenden Faktoren ist. Je älter Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie waren, desto geringer waren ihre Nutzungskompetenzen. Dagegen wurde eine höhere Nutzungskompetenz ermittelt, je umfassendere Erfahrungen vorliegen und je höher der formale Bildungsstand ist. Die Nutzungsforschung betrachtet digitale Ungleichheiten differenzierter. Sie behebt den Mangel der rein binären Betrachtung von Nutzern und Nichtnutzern. Dabei untersucht sie insbesondere Unterschiede der Techniknutzung, der Nutzungskompetenz(( Aktuelle Zahlen zeigen, dass der Blick auf die Variationen der Nutzungskompetenzen über verschiedene gesellschaftliche Schichten notwendig ist: Im D21-Digital-Index 2016 werden für Personen mit niedrigem Bildungsstand 40 Punkte in der Kompetenz ausgewiesen, für Personen mit hoher Bildung 63 Punkte (D21-Digital-Index 2016 2016: 27). )) sowie die Art der genutzten Inhalte. Die Ungleichheit in der Fähigkeit zur effizienten Nutzung der Technologie Internet trotz gleicher oder ähnlicher Zugangsmöglichkeiten bezeichnet Eszter Hargittai als //Second-Level Digital Divide//, also als Digitale Spaltung der zweiten Ebene (2002). Eine Studie Hargittais kam zu dem Ergebnis, dass das Alter einer der entscheidenden Faktoren ist. Je älter Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie waren, desto geringer waren ihre Nutzungskompetenzen. Dagegen wurde eine höhere Nutzungskompetenz ermittelt, je umfassendere Erfahrungen vorliegen und je höher der formale Bildungsstand ist.
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 +{{tag>Mediengebrauch}}
digital-divide-hausarbeit.1508773014.txt.gz · Zuletzt geändert: 2017/10/23 17:36 von eric